Track 4

Digitalisierung und Menschenrechte

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR), die seit 1948 als Inspiration für Nationen auf der ganzen Welt dient, enthält eine Reihe gemeinsamer Grundsätze, die für die Sicherung der Menschenwürde, der Gleichheit und des Friedens für alle Menschen wesentlich sind. Diese Grundrechte und -freiheiten umfassen das Recht auf Leben, Arbeit, Bildung, medizinische Versorgung und vieles mehr (UDHR, Online-Quelle). Diese Grundsätze spiegeln sich zum großen Teil auch in der jüngsten „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ wider – einem von den Vereinten Nationen initiierten Unterfangen, das 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung festlegt: „Keine Armut“, „Kein Hunger“, „Gute Gesundheit und Wohlbefinden“, „Gute Bildung“, „Gleichstellung der Geschlechter“, „Sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen“, „Erschwingliche und saubere Energie“, „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“, „Industrie, Innovation und Infrastruktur“, „Verringerung der Ungleichheit“, „Nachhaltige Städte und Gemeinden“, „Verantwortungsvoller Konsum und verantwortungsvolle Produktion“, „Klimaschutz“, „Leben unter Wasser“, „Leben an Land“, „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“, „Partnerschaften zur Erreichung des Ziels“, die darauf abzielen, die Armut zu lindern, den Frieden zu sichern und den globalen Wohlstand zu fördern. Während diese Ziele, Rechte und Freiheiten entscheidende Standards auf dem Weg zu einer nachhaltigen und gerechten Entwicklung der Menschheit darstellen, bleibt ihre Verwirklichung weltweit ein bewegliches Ziel.

 

In diesem Zusammenhang wurde die rasche Einführung und Übernahme digitaler Technologien mit Optimismus betrachtet, wobei Bürger, politische Entscheidungsträger und Wissenschaftler weltweit große Hoffnungen in das Potenzial digitaler Lösungen zur Erreichung der angestrebten Ziele setzten. Um diese Erwartungen zu erfüllen, haben sich digitale Technologien als unverzichtbar erwiesen, wenn es darum geht, die Bildung (Lehmann et al. 2015; Winkler und Söllner 2018; Oeste-Reiß et al. 2017), die Zusammenarbeit (Seeber et al. 2020; De Vreede und Briggs 2019), die soziale Eingliederung benachteiligter Gruppen (AbuJarour und Krasnova 2017; AbuJarour et al. 2017) und die Verringerung von Ungleichheit (Carter et al. 2013) zu unterstützen.

 

Andererseits gibt es immer mehr Hinweise auf die unbeabsichtigten negativen Folgen der zunehmenden Digitalisierung. In einer Vielzahl von Kontexten wurde der Einsatz digitaler Technologien und zunehmend auch künstlicher Intelligenz mit Voreingenommenheit und Diskriminierung (z. B. Eubanks 2018), sozialen Ungleichheiten (z. B., O’Neil 2016), Ausgrenzung statt Inklusion gefährdeter Gruppen (Eubanks 2018), Fehlinformationen, Informationsüberflutung und Fake News (z. B. Meinert et al. 2018; Moravec et al. 2018), die Entstehung von Echokammern (Kitchens et al. 2020), Überwachung und Eingriffe in die Privatsphäre (z. B. Zuboff 2019).

 

Vor diesem Hintergrund konzentriert sich dieser Track auf empirische und konzeptionelle Forschung zu Anwendungsbereichen, Methoden, Techniken, Prototypen und Konsequenzen von Informationssystemen, die die Menschenrechte und die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) fördern. Unter anderem wollen wir auch untersuchen, wie Menschen Informationssysteme während ihrer praktischen Nutzung gestalten, um eine nachhaltige und gerechte Entwicklung der Menschheit zu erreichen. Wir freuen uns über Einreichungen, die sich mit dem Design, der Entwicklung und den Auswirkungen solcher Informationssysteme beschäftigen. Mögliche Themen sind unter anderem:

 

  • Voreingenommenheit und Diskriminierung
  • Fairness in Algorithmen
  • Faire Arbeit und integrative Arbeitsplätze
  • Digitale Ungleichheit
  • Technologie für mehr Würde entwerfen
  • Ethik der Informationssysteme
  • Soziale Eingliederung von gefährdeten Gruppen
  • Flüchtlingstechnologie
  • Technologie und der globale Süden
  • Informationstechnologie für Entwicklung
  • Wertorientiertes IS-Design
  • Soziale Eingliederung und Bildung (z.B. Lerngruppen, Berufsausbildung, Lehr-Lern-Szenarien)
  • Kultursensible Gestaltung von Lehr-Lernansätzen
  • Soziale Eingliederung und Kollaboration
  • Die Rolle der Technologie bei der Bewältigung humanitärer Krisen
  • Gewerkschaften und Sozialpartner
  • Frieden, Gerechtigkeit, Institutionen
  • Technologie, Gesundheit und Wohlergehen
  • Überwachungskapitalismus, Privatsphäre und Sicherheit
  • Cybermobbing und digitale Aggression

 

References:

  • 2030 Agenda for Sustainable Development, https://sdgs.un.org/2030agenda; https://sdgs.un.org/goals
  • AbuJarour, S., Krasnova, H. (2017) “Understanding the Role of ICTs in Promoting Social Inclusion: The Case of Syrian Refugees in Germany”, European Conference on Information Systems (ECIS 2017), Guimarães, Portugal.
  • AbuJarour, S., Krasnova, H., Díaz Andrade, A., Olbrich, S., Tan, C.-W., Urquhart, C., Wiesche, M. (2017) “Empowering Refugees with Technology: Best Practices and Research Agenda”, Panel Proposal, European Conference on Information Systems (ECIS 2017), Guimarães, Portugal.
  • Carter, Michelle, Deborah J. Armstrong, Allen S. Lee, Eleanor T. Loiacono, and Jason B. Thatcher. “Social Inclusion in a Hyperconnected World.” (2013) AMCIS 2013 Proceedings.
  • De Vreede, Gert-Jan, and Robert O. Briggs. “A program of collaboration engineering research and practice: Contributions, insights, and future directions.” Journal of Management Information Systems 36.1 (2019): 74-119.
  • Eubanks, V. (2018). Automating Inequality: How High-tech Tools Profile, Police, and Punish the Poor. First edition. New York, NY: St. Martin’s Press,. Print.
  • Kitchens, B., Johnson, S.L. & Gray, P. (2020). Understanding Echo Chambers and Filter Bubbles: The Impact of Social Media on Diversification and Partisan Shifts in News Consumption. MIS Quarterly, 44(4), 1–32.
  • Lehmann, K., Oeste, S., Janson, A., Söllner, M., & Leimeister, J. M. (2015). Flipping the Classroom–IT-unterstützte Lerneraktivierung zur Verbesserung des Lernerfolges einer universitären Massenlehrveranstaltung. HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik, 52(1), 81-95.
  • Meinert, J., Mirbabaie, M., Dungs, S., & Aker, A. (2018). Is it really fake?–Towards an understanding of fake news in social media communication. In International Conference on Social Computing and Social Media (pp. 484-497). Springer, Cham.
  • Moravec, P., Minas, R., Dennis, A. R. (2018). “Fake News on Social Media: People Believe What They Want to Believe When It Makes No Sense at All,” SSRN Electronic Journal (January 2018). https://doi.org/10.2139/ssrn.3269541.
  • Mondal, M., Silva, L. A., Benevenuto, F. (2017). “A Measurement Study of Hate Speech in Social Media,” HT 2017 – Proceedings of the 28th ACM Conference on Hypertext and Social Media, pp. 85–94. (https://doi.org/10.1145/3078714.3078723).
  • O’Neil, C. (2016). Weapons of Math Destruction: How Big Data Increases Inequality and Threatens Democracy. Crown Publishing Group, USA.
  • Oeste-Reiß, S., Bittner, E., & Söllner, M. (2017). Yes You Can-Empowering Lecturers to Simulate Collaboration among Learners in the Disciplines of Problem-Solving and Critical Thinking Regardless of Class Size.
  • Seeber, I.; Bittner E.; Briggs, R. O.; de Vreede, T.; de Vreede, G. J.; Elkins, A.; Maier, R.; Merz, A.B.; Oeste-Reiß, S.; Randrup, N.; Schwabe, G.; Söllner, M. (2020): Machines as teammates: A research agenda on AI in team collaboration. Information & Management (57, 2).
  • Universal Declaration of Human Rights (UDHR), https://www.un.org/en/about-us/universal-declaration-of-human-rights
  • Winkler, R., Soellner, M. (2018). Unleashing the potential of chatbots in education: A state-of-the-art analysis.
  • Zuboff, S. (2019). The Age of Surveillance Capitalism: The Fight for a Human Future at the New Frontier of Power. New York: PublicAffairs.

Die Gestaltung und Implementierung geeigneter Informationssysteme ist eine Voraussetzung für die Realisierung innovativer Geschäftsmodelle und stellt eine wesentliche Grundlage für die digitale Transformation dar. Eine wichtige Gestaltungsgrundlage hierfür bildet die Unternehmensmodellierung. Unternehmensmodelle sind die zentrale Grundlage von Methoden der Informationssystementwicklung und zielen auf die gemeinsame Gestaltung von computergestützten Informationssystemen und organisatorischen Handlungssystemen. Der Track bietet ein Forum für aktuelle Forschung zu konzeptioneller Modellierung, Unternehmensmodellierung und Informationssystementwicklung. Der Track adressiert aktuelle Herausforderungen in den entsprechenden Forschungsfeldern, darunter insbesondere den Einsatz konzeptioneller Modelle im Kontext „innovativer Organisationsformen, neuer Geschäftsmodelle sowie Kooperations- und Interaktionsformen, die eine erhebliche Komplexität aufweisen und entsprechende Anforderungen an die Gestaltung von Informationssystemen stellen.“

Die Ausrichtung des Tracks spiegelt die Vielfalt der Forschungsziele, -themen und -methoden in den entsprechenden Forschungsfeldern wider.

 

 

References

      • Frank U; Strecker S; Fettke P; vom Brocke J; Becker J; Sinz E: Das Forschungsfeld »Modellierung betrieblicher Informationssysteme«: Gegenwärtige Herausforderungen und Eckpunkte einer zukünftigen Forschungsagenda (Research Note), WIRTSCHAFTSINFORMATIK 56 (1) 2014.
      • Kurt Sandkuhl, Hans-Georg Fill, Stijn Hoppenbrouwers, John Krogstie, Florian Matthes, Andreas S. Opdahl, Gerhard Schwabe, Ömer Uludag, Robert Winter: From Expert Discipline to Common Practice: A Vision and Research Agenda for Extending the Reach of Enterprise Modeling. Business & Information Systems Engineering 60(1): 69-80 (2018)

Mögliche Themen:

      • Konzeptuelle Modelle für die Gestaltung der digitalen Transformation
      • Big Data und konzeptuelle Datenmodellierung
      • Modellierung und neue Technologien (z.B. Künstliche Intelligenz, Blockchain, Internet of Things, Augmented Reality)
      • Innovative Modellierungswerkzeuge
      • Geschäftsprozessmodellierung und Unternehmensmodellierung
      • Modellierungssprachen, domänenspezifische Modellierungssprachen, Modellierungsmethoden
      • Evaluation und Qualität konzeptueller Modelle und Modellierungssprachen
      • Modellanalyse, Ausführbare Modelle, Modelltransformation, Modellbasierte Softwareentwicklung
      • Automatische Modellierung mithilfe von Data Mining und Process Mining
      • Robotic Process Automation (RPA)
      • Referenzmodelle und Referenzmodellkonstruktion
      • Domänenspezifische Anwendungen der konzeptuellen Modellierung (z. B. im Gesundheitswesen)
      • Modellbasierte Unternehmens-Compliance
      • Philosophische und wissenschaftstheoretische Grundlagen der Modellierungsforschung

 (maschinell übersetzt) 

Prof. Dr. Thomas Ludwig

University of Siegen

Thomas Ludwig ist Professor für cyber-physikalische Systeme an der Universität Siegen. Seine Forschungsschwerpunkte sind die menschzentrierte Gestaltung von cyber-physischen Systemen, die Auswirkungen der Digitalisierung auf Arbeitsstrukturen und -praktiken sowie erklärbare künstliche Intelligenz. Die Anwendungsdomänen reichen von industriellen Kontexten und der IKT-Unterstützung von Arbeitern an den Maschinen bis hin zum Krisenmanagement und der Zusammenarbeit zwischen Rettungsdiensten und Freiwilligen. Er publiziert in führenden HCI- und CSCW-Konferenzen und -Zeitschriften wie TOCHI, IJHCS, JCSCW CHI, DIS oder (E)CSCW.

(maschinell übersetzt)

 

Prof. Dr. Hanna Krasnova

Universität Potsdam

Hanna Krasnova ist Professorin für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Soziale Medien und Gesellschaft an der Universität Potsdam und Direktorin des Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft – Deutsches Internet-Institut in Berlin (www.weizenbaum-institut.de). In ihrer Forschung untersucht sie vor allem die Auswirkungen der Social-Media-Nutzung auf Individuum und Gesellschaft. Von 2019-2021 ist sie zudem Mitglied des Hightech-Forums, das die Bundesregierung bei der Umsetzung der Hightech-Strategie 2025 berät (hightech-forum.de). Hanna Krasnova ist Autorin von über 60 Forschungsartikeln, die in Information Systems Research (ISR), PLOS ONE, European Journal of Information Systems (EJIS), Journal of Strategic Information Systems (JSIS), Journal of Information Technology (JIT) und anderen führenden IS-Konferenzen und -Journalen erschienen sind.

(maschinell übersetzt)

 

Dr. Sarah Oeste-Reiß

Universität Kassel

Sarah Oeste-Reiß ist Leiterin der vom BMBF geförderten Nachwuchsgruppe „Hybridisierung menschlicher und künstlicher Intelligenz in der Wissensarbeit (HyMeKI)“, die Teil der Umsetzung der KI-Strategie der Bundesregierung und der Hightech-Strategie 2025 ist. Sie arbeitet als Postdoc am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik des Forschungszentrums für IT-Design (ITeG) an der Universität Kassel, Deutschland. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Collaboration Engineering, Mensch-Maschine-Kollaboration, Peer Learning und hybride Intelligenz. Sie veröffentlicht in Fachzeitschriften wie Information & Management oder IEEE Transactions on Engineering Management und auf Konferenzen wie ICIS, WI, HICSS, AoM Meeting.

(maschinell übersetzt)

 

Prof. Dr. Manuel Wiesche

Technische Universität Dortmund

Manuel Wiesche ist ordentlicher Professor und Lehrstuhlinhaber für Digitale Transformation an der TU Dortmund. Er studierte Wirtschaftsinformatik an der WWU Münster und hat an der TUM School of Management promoviert und sich habilitiert. Seine Forschungsinteressen umfassen IT-Arbeitskräfte, Projektmanagement, Plattform-Ökosysteme und Dienstleistungsinnovation. Er veröffentlicht in führenden Fachzeitschriften wie MIS Quarterly, JIT, EJIS, IEEE TEM oder CACM. Er ist Mitbegründer der Non-Profit-Organisation „Tür an Tür Digitalfabrik“; eines ihrer Projekte ist „Integreat“, eine Anwendung, die Flüchtlinge mit Informationen versorgt, die sie benötigen, um sich im Gastland einzuleben.

(maschinell übersetzt)

 

Assoziierte Redakteure

 

  • Maximilian Schreieck (The Wharton School & Technische Universität München)
  • Florian Pethig (Universität Mannheim)
  • Annika Baumann (Universität Potsdam)
  • Antonia Köster (Weizenbaum Institut & Universität Potsdam)
  • Safa’a AbuJarour (Universität Potsdam)
  • Amina Wagner (TU Darmstadt)
  • Olga Abramova (Universität Potsdam)
  • Gergana Vladova (Weizenbaum Institut & Universität Potsdam)
  • Benedict Bender (Universität Potsdam)
  • Tatiana Ermakova (Weizenbaum Institut & Fraunhofer FOKUS)
  • Martin Semmann (Universität Hamburg)
  • Ulrich Bretschneider (Universität Kassel)
  • Dominik Siemon (LUT University)
  • Andreas Hein (Technische Universität München)
  • Fabiano Pinatti (Universität Siegen)
  • Jens Grossklags (Technische Universität München)